Peter Tepe

Überblick (Düsseldorfer Illustrierte) Dezember 1993

Also sprach Kröte Tepe

Auch wenn der derzeit beliebteste Redner der Philosophischen Fakultät eine Kröte ist, haben an der Heinrich-Heine-Universität doch die Ratten die Macht.

von Svenia Klaucke

Denn nach der großen Katastrophe ist die Höhle 3H des letzten Nagerpaares zum einzigen Zufluchtsort für die schreibkundige Kröte und ihren gewitzten Freund Igel geworden. Gegen Körner und Logis müssen sie die neugierigen Ratten, die herrschergleich auf ihren prallen Futtersäcken lagern, mit Wissen über die frühtierischen Mythen unterhalten.

Mit ihren theatralischen Vorlesungs-Vorstellungen „Mythisches, Allzumythisches“ haben sich Germanistik- und Philosophiedozent Peter Tepe und seine studentischen Mitarbeiter auf Fabel-haft neue Lehrpfade begeben. Mythologie als frö(sc)hliche Wissenschaft: mit Masken und Bühnenbild, spannenden Dialogen, Musikeinlagen, viel Komik und Selbstironie werden Strukturen und Funktionen mythischen Denkens anschaulich. Daß die Mythen alter Völker keine folgenlosen Relikte aus grauer Vorzeit sind, sondern im heutigen „logischen Zeitalter“ noch wirken, so in der Politik als Ideologien oder in Zeittrends wie New Age, wird in witzigen Spielszenen gezeigt. Da beschwört die Ratte die Orakelbox und zieht kleine Fragezettel (die die Zuhörer in der Pause hineingelegt haben). Da wird der allmächtigen TVkratie Tribut gezollt und ein „heißer Stuhl“ für Krötendozent Tepe eingerichtet, der unter seiner Maske um die Gunst der amüsierlüsternden Ratten schwitzt, oder der Igel leitet eine Runde „Mythical Pursuit“. Und in kleinen Showeinlagen – auch schon mal mit Stargästen – tragen die Ratten (gespielt von Sabine Jambon und Ingo Toben) ihre eigenen Mythen von Göttern und Dämonen vor, proudly presented von Conferencier Tepe. Der hat übrigens „nur“ den theoretischen Teil der (Nicht-)Vorlesung verfasst:

Handlung, Dialoge und Regie schreibt Igel-Darsteller und Kindermusical-Autor Helge May, unterstützt von Yoshiro Nakamura. Das fünfköpfige Team will die Wissenschaftsshow im nächsten Jahr als Buch herausbringen, um den studierenden Jungkröten eine in ihrer Art wohl einmalige Mythologie-Einführung in die Schwimmhäute zu geben. Und wenn Kröte und Igel mit ihren Ausführungen die Herzen der Ratten gewonnen und ihre Haut gerettet haben, wird es vielleicht im nächsten Sommersemester eine zweite Krötendämmerung geben.