Filip Machač

Ausgewählte Ausstellungen

Filip Machac
Ausstellung "Der Prozess" im Zentrum für Offene Kommunikation, Berlin.
4. Dezember 2014 bis 9. Januar 2015
Besichtigung nach Anmeldung zk[AT]cultd.net oder 0172.988 4623

Franz Kafka
Der Prozess
Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen. K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm gegenüber wohnte und die ihn mit einer an ihr ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete, dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig, läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den er in dieser Wohnung noch niemals gesehen hatte, trat ein. Er war schlank und doch fest gebaut, er trug ein anliegendes schwarzes Kleid, das, ähnlich den Reiseanzügen, mit verschiedenen Falten, Taschen, Schnallen, Knöpfen und einem Gürtel versehen war und infolgedessen, ohne dass man sich darüber klar wurde, wozu es dienen sollte, besonders praktisch erschien. »Wer sind Sie?« fragte K. und saß gleich halb aufrecht im Bett. Der Mann aber ging über die Frage hinweg, als müsse man seine Erscheinung hinnehmen, und sagte bloß seinerseits: »Sie haben geläutet?« »Anna soll mir das Frühstück bringen«, sagte K. und versuchte, zunächst stillschweigend, durch Aufmerksamkeit und Überlegung festzustellen, wer der Mann eigentlich war. Aber dieser setzte sich nicht allzu lange seinen Blicken aus, sondern wandte sich zur Tür, die er ein wenig öffnete, um jemandem, der offenbar knapp hinter der Tür stand, zu sagen: »Er will, dass Anna ihm das Frühstück bringt.« Ein kleines Gelächter im Nebenzimmer folgte, es war nach dem Klang nicht sicher, ob nicht mehrere Personen daran beteiligt waren. Obwohl der fremde Mann dadurch nichts erfahren haben konnte, was er nicht schon früher gewusst hätte, sagte er nun doch zu K. im Tone einer Meldung: »Es ist unmöglich.« »Das wäre neu«, sagte K., sprang aus dem Bett und zog rasch seine Hosen an. »Ich will doch sehen, was für Leute im Nebenzimmer sind und wie Frau Grubach diese Störung mir gegenüber verantworten wird.« Es fiel ihm zwar gleich ein, dass er das nicht hätte laut sagen müssen und dass er dadurch gewissermaßen ein Beaufsichtigungsrecht des Fremden anerkannte, aber es schien ihm jetzt nicht wichtig. Immerhin fasste es der Fremde so auf, denn er sagte: »Wollen Sie nicht lieber hierbleiben?« ...

Filip Machac
Ich fand ein altes Schwimmbad, fotografierte dort den ganzen Tag das Spiel zwischen den Ruinen und dem Licht, ging nochmal dahin mit F., der gerade einen Anzug und die Gummistiefel an hatte.
Ich fotografierte das Spiel zwischen den Ruinen und ihm, ging noch einmal dahin mit M., die ich vom Bahnhof an der Ostsee abholte. Ich fotografierte das Spiel zwischen ihr und den Ruinen.
F.M.
Filip Machac
An einem sonnigen Tag traf ich bei einem Spaziereingang auf einen alten Bahnhof. Ein Gebäude, fast ausgebrannt, mit den Fenstern zum Westen, der Boden voll von verbranntem Zeug, ausgetrunkenen Flaschen und nassen Kleidern. Die Wände - zerstört von Feuer und Zeit. Das Licht warf einen Schatten durch das gebrochene Fenster. Alles stank nach Feuchtigkeit, Gewalt und Träumen. Die Sonne ging gerade unter. Ich zündete in der Mitte des Raumes ein Feuer an und lief mehrmals zwischen ihm und dem Fenster hin und her. Ich fotografierte mich. F.M.
Filip Machac
M. rief mich an, ob ich mit ihr zur Ostsee fahre, dass sie ein Auto habe und dass ich sie in einer Stunde vom Krankenhaus abholen könne. Wir fuhren durch die Nacht zur Ostsee und fanden einen verlorenen Strand auf Rügen. Das Meer war ruhig, ohne Wellen und ohne Schatten. Es war tiefe Nacht, vielleicht 2 Uhr, vielleicht 2000. Wir liefen den Stand entlang bis die Morgendämmerung kam. Als das erste Licht erschien, habe ich sie fotografiert, dann fuhren wir zurück. F.M.

Ein Tag Ende Juni. Die letzten Tage lief ich sinnlos durch die Straßen und schlug die Zeit tot. Warten auf den Bruch, auf die Quelle, die eine Klarheit in die verschmierten Bildern des langweiligen und stereotypen Alltags bringt. Warten auf Godot mit der Hoffnung, dass er immer kommt, aber auch immer wieder weg geht. Mein Kopf - eine Bombe, die es nicht schafft zu explodieren, um die bunten Scherben des Lebens wieder zusammen zu bringen.
Das Chaos vor der Erschaffung der Welt, Erschaffung der Zeit, da unser Bewusstsein die Zeit braucht, um sich darin zu projizieren, um ohnmächtig in Gottes Spiel zu fallen. Den Augenblick vergegenwärtigen, vergewaltigen, verfassen, verpissen, verschissen, verleugnen. Sich selber in die Arme nehmen und mit einem Schrei durch die Stadt laufen bis die Sonne weiß oder weise wird. Mit dem Pathos eine Freundschaft schließen, alle Krankheiten der Welt umarmen, in der Flucht eine Frucht finden.
Auf dem Weg zum Flughafen entdeckte ich eine Tierfarm. Alle Tiere hatten sich irgendwo versteckt. Nur zwei Pferde liefen in einem Gehege hin und her. Ein weißes und ein schwarzes. Ich fokussierte das weiße. Fotografierte. Gleichzeitig flog ein schwarzer Vogel durch das Bild.
F.M.

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