strangeways @ CultD

1+2DEV-FILM

präsentiert

einen Film von Christian Rzechak

strangeways

Ein Drehbuch von
ANKE MIKSCH

DER ANFANG. DRAUSSEN. NACHT

Eine dunkle Einfahrt.

Es ist Nacht, die Straße ist leer.

Man hört Schritte, jemand läuft um eine Ecke.

Es ist ein Mann. Er blickt sich gehetzt um, in der Hand hält er einen Koffer.

Er rennt weiter.

Man hört weitere Schritte, es biegt ein weiterer Mann um die Ecke.

In der Hand hält er eine Pistole.

Er jagt dem Mann mit dem Koffer hinterher.

Die Verfolgungsjagd geht über Treppen, S-Bahnsteige und Baustellen.

Unter einer S-Bahn-Brücke verweilt der zweite Mann kurz. Er ist außer Atem und drückt sein Kaugummi an einen Kondomautomaten.

Die Verfolgungsjagd geht weiter bis in einen Hinterhof. Dort prallt der erste Mann mit Koffer fast gegen eine Wand: eine Sackgasse.

Er dreht sich um, der zweite Mann kommt um die Ecke, hält seine Pistole in der Hand.

Der erste Mann fällt auf die Knie und hält den Koffer schützend vor sich.

Er zittert am ganzen Körper und hat sichtbar Angst.

Mann mit Koffer

Hey, Stop! Clay, Mann... es... es war keine Absicht, Mann, ehrlich...

Clay ist immer noch außer Atem und ziemlich genervt, aber ruhig. Er zielt mit der Pistole auf den Mann vor ihm.

Clay

Hmmm...

Mann mit Koffer

(ängstlich stotternd)

Den Deal haben die anderen vermasselt, nicht ich...

Clay

(guckt gen Himmel)

Stop.

Mann mit Koffer

(schluckt)

Ich wollt's machen wie's geplant war, Mann. Die kamen mir in die Quere... Ich, äh, war selbst überrumpelt, irgendwie...

Clay richtet seinen Blick wieder auf den Mann vor ihm.

Clay

(leise)

Okay, Stop. Halt dein Maul.

Mann mit Koffer

Du kannst mir glauben... Clay... ich bin auf deiner Seite...

Clay guckt sich genervt, aber immer noch gelassen um.

Clay

(immer noch leise)

Alles klar, Ruhe jetzt.

Der Mann öffnet langsam und unbemerkt den Koffer.

Mann mit Koffer

(hastig und aufgeregt)

...Wir machen fifty-fifty, dann sind wir quitt.

Und dann nehmen wir uns die anderen vor, zusammen...

Clay atmet genervt durch. Er spannt seine Waffe.

Clay

Kannst du nicht einmal...

In diesem Moment zieht der Mann blitzschnell eine Waffe aus dem Koffer und schießt auf Clay.

Clay wird von dem ersten Schuß in die Schulter getroffen, hält sich aber auf den Beinen.

Der andere Mann drückt noch mehrere Male ab, doch die Waffe ist leer. Es ertönt nur ein Klicken.

Clay starrt den Mann verdutzt an, dann seine verwundete Schulter, dann wieder den Mann.

Dieser kniet immer noch, die leere Waffe in seiner Hand. Er wird hysterisch.

Mann mit Koffer

(verlegen grinsend)

Clay, ein Versehen, Mann...

Clay starrt den Mann an. Eine kleine Schweigepause entsteht.

Clay

(wütend)

SCHEISSE, MANN !!!

Clay schießt und trifft den Mann.

Dieser wird von der Kugel zurückgerissen und liegt ausgestreckt vor Clay. Seine Gliedmaßen zucken und er stöhnt vor Schmerzen.

Clay

(aufgebracht)

OH SORRY, EIN VERSEHEN !!!

SOLL NICHT WIEDER VORKOMMEN !!!

Clay jagt noch ein paar Kugeln in den Körper des anderen, bis dieser regungslos auf dem Boden liegt.

Erst jetzt registriert Clay seine Schmerzen. Er taumelt leicht.

Er hält sich die Schulter, sein Gesicht verkrampft sich.

Dann wendet er sich dem Koffer zu.

Er öffnet ihn, der Koffer ist voller kleiner Päckchen mit Rauschgift

und kleiner Fläschchen. Außerdem befindet sich noch eine Waffe im Koffer.

Clay nimmt die Waffe und steckt sie in die Mantelinnentasche.

Er schließt den Koffer und steht auf.

Clays Blicke streifen schnell umher, er sieht auf den toten Mann.

Clay

Arschloch.

Clay nimmt den Koffer und verschwindet von der Szene.

DIE BAR. NACHT. INNEN.

Bar, mäßig voll, leichte Hintergrundmusik.

Es ist Nacht, draußen ist es dunkel.

Eine Frau sitzt an einem der hinteren Tische.

Die Tischplatte vor ihr ist voll mit Papieren, Stiften, einem Taschenrechner, einem leeren Glas und einer leeren Tasse.

Der Kellner Christoph kommt an den Tisch.

Christoph

Kann ich Ihnen noch was bringen?

Er stellt das Geschirr vom Tisch auf das Tablett und wischt mit einem Lappen über den Tisch.

Fiona

(überlegt)

Mmm... Noch einen Kaffee. Haben Sie auch was zu essen?

Christoph nimmt die Karte vom Nebentisch.

Christoph

Klar, hier ist die Karte.

Sie überfliegt die Karte.

Fiona

Ein Baguette mit Käse, bitte.

Sie lächelt. Christoph lächelt zurück.

Christoph

(nett und vertraulich)

Kommt sofort.

Christoph geht hinter die Theke, redet mit einer Kollegin.

Fiona wendet sich ihrer Arbeit zu.

Ein Gong ertönt, eine Tür schlägt laut zu.

Fiona blickt erschrocken hoch, ebenso der Kellner.

Zwei junge Leute sind hereingekommen und setzen sich an einen der Tische.

Fiona arbeitet weiter, blickt auf und begegnet dem Blick des Kellners, der hinter der Bar lehnt und sie ansieht.

Sie lächelt unverbindlich.

Er lächelt zurück.

Die Kellnerin bemerkt die Blicke der beiden und stößt Christoph freundschaftlich in die Seite.

Kellnerin

(neckend)

Na, da scheint ja wohl jemand heute nacht einsam zu sein?!

Christoph

(leise und leicht verlegen)

Was? Wieso? Ich hab' doch gar nichts...

Kellnerin

Komm, red' dich nicht raus. Hier, bring ihr lieber das Essen.

Die Kellnerin stellt Christoph das fertige Baguette und eine Tasse mit Kaffee hin. Er bringt es Fiona.

Christoph

Bitte schön. Ein Baguette mit Käse und ein Kaffee.

Fiona

(guckt auf ihre Unterlagen)

Danke.

Christoph kritzelt den Preis auf einen Deckel.

Christoph

(Plauderton)

Sie haben ganz schön viel zu tun, was?

Christoph schaut durch die Bar und entdeckt seine Kollegin. Sie grinst und schüttelt leicht den Kopf.

Fiona

(seufzt schwerbeschäftigt)

Nun ja. Ich muß einen Termin einhalten. Und der ist morgen.

Christoph

Oh, dann will ich Sie nicht länger stören.

Die Kellnerin, die gerade am Tisch hinter Fiona bedient hat, verdreht die Augen.

Fiona wendet sich wieder ihren Papieren zu und ißt dabei das Baguette.

Dann steht sie auf und betritt den Toilettenraum.

DIE TOILETTE.

Drinnen wäscht Fiona sich die Hände.

Dann stützt sie sich auf den Waschbeckenrand und blickt für einen Moment forschend in die Augen.

Sie besinnt sich, ordnet ihre Haare und ordent ihr Make-up.

Dann verläßt sie die Toilette.

DIE BAR.

Gerade als sie sich wieder setzen will, ertönt der Türgong wieder.

Sie blickt auf. Ein Mann betritt die Bar, der auf den ersten Blick Clay ähnelt.

Er begrüßt eine anwesende Frau.

Fiona setzt sich, und läßt ihren Blick durch den Raum schweifen.

Sie sieht nah bei sich einen Zettel an der Wand hängen:

"SUCHE WOHNUNG"

Sie sucht mit ihren Blicken den Kellner, der sie wieder von der Bar aus anstarrt.

Als er ihre Blicke bemerkt, schaut er verlegen runter.

Fiona

Hallo?!

Christoph schaut auf, als ob er sie vorher nicht bemerkt hätte.

Er kommt schnell zu ihr.

Christoph

(freundlich)

Was kann ich denn noch für Sie tun?

Fiona

Wissen Sie, von wem der Zettel hier stammt?

Christoph

Oh, den hab' ich da aufgehängt. Ich suche dringend ein neues Dach über dem Kopf.

Fiona

Aha, woran haben Sie denn so gedacht?

Christoph

(überlegt)

Och, äh, so an eine bezahlbare 2-Zimmer-Wohnung, so etwa 60qm, nicht zu weit draußen.

Fiona streckt ihm spontan die Hand hin.

Fiona

Hi, ich bin Fiona Russo.

Sie schaut ihn lächelnd an.

Christoph guckt etwas verdutzt, sieht die Hand, die sie ihm entgegenstreckt, doch nach einem kurzen Moment erwidert er ihr Lächeln und ergreift ihre Hand.

Christoph

Hi, Christoph Rohde.

Fiona

Wissen Sie, ich bin Maklerin bei einer...

Setzen Sie sich doch mal kurz.

Christoph setzt sich zu Fiona an den Tisch.

Fiona

Ja also, ich bin Maklerin bei einer größeren Wohnungsbaugesellschaft.

Ich denke, ich kann Ihnen weiterhelfen.

Sie greift eine neben ihr liegende Papprolle, öffnet sie und zieht einen Bauplan heraus.

Fiona

Hier, sehen Sie... Es gibt noch zwei freie Wohnungen in einem Neubau in der Innenstadt. Es ist ein kombiniertes Büro- und Wohnhaus. Gerade erst fertiggestellt.

Sie rollt den Bauplan auf.

Fiona

Das ist eine der beiden Wohnungen. Sie liegt in der fünften Etage, 65qm mit zwei Zimmern und Dachterrasse.

Was sagen Sie?

Sie nimmt einen Schluck Kaffee und schaut dabei erwartungsvoll Christoph an.

Er will jedoch aufstehen.

Christoph

Phh, nichts für mein Portemonnaie...

Fiona stellt schnell die Tasse ab und versucht ihn aufzuhalten.

Fiona

Die Wohnung ist sehr günstig, wir bekommen staatliche Zuschüsse. Ich habe gerade die Mieten errechnet.

Sie blättert in ihren Papieren.

Christoph setzt sich wieder hin.

Fiona

Da: 740,-- DM Kaltmiete. Kommt das für Sie in Frage?

Christoph schaut sie freudig an.

Christoph

Das kann ich gar nicht glauben, wieso ist die Wohnung noch nicht vermietet?

Sein freudiger Blick weicht einem leicht mißtrauischem.

Christoph

Wo ist der Haken?

Fiona

Naja... Sie ist noch nicht ganz fertiggestellt. Ein paar Installationen fehlen noch, Lichtschalter, Steckdosen und so.

Aber einige Büroetagen sind bereits vermietet.

Sie macht eine Pause.

Beide schauen sich an.

Fiona

Tja, ich schätze, Sie haben einfach Glück.

Christoph

Ja, wann kann ich mir die Sache mal ansehen?

Fiona

Mmm... Wann Sie wollen.

Sie guckt ihm in die Augen.

Fiona

Wann machen Sie hier Schluß?

Christoph schaut auf die Uhr.

Christoph

Ööh, in einer halben Stunde...

Aber haben Sie nichts wichtigeres zu tun?

Sie winkt ab.

Fiona

Ach, jetzt ist der Abend ohnehin angebrochen.

Sie packt zusammen, schreibt etwas

auf einen Notizzettel.

Fiona

Ich muß noch ins Büro, um die Schlüssel zu holen. Ich würde sagen, wir treffen uns

in einer dreiviertel Stunde vor dem Haus.

Sie gibt ihm den Zettel.

Fiona

Hier ist die Anschrift.

Christoph schaut etwas fassungslos auf den Zettel.

Christoph

Ja, äh, Danke! Vielen Dank!

Fiona steht auf.

Fiona

Was muß ich zahlen?

Christoph

Das geht natürlich aufs Haus.

Sie guckt ihn noch mal an, lächelt.

Fiona

Danke.

Sie geht zur Tür.

Christoph

(durch den Laden rufend)

Dann sehen wir uns gleich?!

Fiona ruft zurück, ohne sich umzudrehen.

Fiona

Ja, in Ordnung. Tschüß.

Christoph guckt auf den Zettel.

Christoph

Tschüß.

Sie geht aus der Bar.

Die Tür fällt zu.

Christoph steht immer noch verwirrt

mit dem Zettel in der Hand da.

Seine Kollegin steht mittlerweile neben ihm und guckt ihn abschätzend an.

VOR DEM HAUS. DRAUSSEN. NACHT.

Ein großes Gebäude.

Fiona steigt aus einem Wagen.

Sie tritt vor die große Haustür, sieht sich um, holt den Schlüssel aus ihrer

Tasche und wartet kurz.

Sie blickt auf die Uhr, dann auf die Straße herunter.

Plötzlich hält ihr eine behandschuhte

Hand von hinten den Mund zu.

Ein Pistolenlauf bohrt sich in ihren Hals.

Es ist Clay.

Fiona ist starr vor Schreck.

Clay

(zischt gefährlich)

Wenn du schreist, bist du tot...

Er drängt sie in eine dunkle Ecke.

Clay

Okay. Wenn ich die Hand wegnehme und du nur einen einzigen Ton von Dir gibst, hast du 'ne Kugel im Kopf.

Fiona nickt langsam.

Clay nimmt die Hand von ihrem Mund,

hält die Waffe aber weiterhin auf sie gerichtet.

Clay

Schließ' auf!

Sie rührt sich nicht sofort.

Clay

(eindringlicher)

Schließ auf! Ich weiß, daß du den Schlüssel hast! Also tu' was ich dir sage!

Sie schließt die Haustür auf.

Währenddessen greift Clay nach seinem Koffer, der hinter der Hausecke steht und sieht sich auf der leeren Straße um.

Er schiebt sie ins Haus.

FOYER. INNEN.

Foyer des Büro/Wohnhauses.

Die Pförtnerloge ist nicht besetzt.

Clay kann sich kaum auf den Beinen halten, er hält sich die Schulter.

Clay

(stöhnend)

Wo ist das Bad?

Bring mich hin...

Fiona zeigt auf eine Tür.

Fiona

Da entlang...

Clay stößt sie vor.

Clay

Geh' schon.

Sie geht vor, hinter ihr Clay mit der Waffe auf sie gerichtet.

Clay

(leise zu sich selbst)

Mann, bleib wach...

So 'ne Scheiße...

Beide durchqueren einen Gang.

Clay

(lauter, aber mehr zu sich selbst)

Auch ich bin schuldig geworden... Ich wollte ihm mit Liebe begegnen, als ich gesprochen habe mit ihm... Auch ich habe mir ein Bildnis gemacht von ihm, auch ich habe ihn gefesselt, auch ich habe ihn an den Pfahl gebracht...

Fiona stoppt vor einer Tür. Sie dreht sich nicht um.

Fiona

(eingeschüchtert)

Zitieren kann ich auch...

Clay

(verblüfft)

Ah... Madame hat gesprochen... Also gut, raus damit...

Fiona

(verwirrt)

Was?

Clay

(wütend)

RAUS MIT DEINEM VERDAMMTEN SCHEISS-ZITAT !!! NA LOS !!!

Fiona zuckt zusammen.

Fiona

(kleinlaut und hektisch)

Nein, du mußt übrig bleiben!...

äh..., Ich will dir Gräber beschreiben, äh, für die mußt du sorgen, gleich morgen...

Clay rümpft die Nase.

Fiona

(weiter, doch mit festerer Stimme)

Der Mutter den besten Platz geben, meinen Bruder sogleich daneben...

Fiona dreht sich langsam um und schaut Clay an.

Fiona

(betont und selbstsicher)

Mich ein wenig beiseit, nur nicht gar zu

weit!...

das ist Goethe.

Beide schauen sich ernst an.

Dann verzieht Clay sein Gesicht, und richtet seine Waffe auf Fionas Stirn.

Clay

Laß den Scheiß! Wo ist das Bad?!

Fiona öffnet die Tür, vor der sie stehengeblieben ist und läßt sie aufschwingen.

DAS BAD

Ein Badezimmer einer Firma.

Es ist dunkel.

Fionas Hand tastet nach dem Lichtschalter. Sie findet ihn und schaltet

das Licht ein.

Sie geht ins Bad. Clay folgt ihr.

Im Bad bricht er zusammen.

Er versucht noch immer, die Waffe auf Fiona zu richten.

Clay

(zu sich, halb bewußtlos)

Mir reicht's.

Clay versucht seine Schwäche zu überspielen und versucht überlegen seinen Kopf zu heben.

Fiona schließt die Badezimmertür.

Clay

(stöhnt)

Wo... wo sind wir hier?

Fiona

Im Bad. Da... da wolltest du doch hin!

Clay richtet die Waffe drohend auf sie.

Clay

Nicht frech werden...

Clay schiebt den Koffer mit seinem Fuß in eine Ecke des Bades.

Dann zieht er vorsichtig den Mantel aus, nicht ohne Fiona im Auge zu behalten.

Er zieht sich sein Hemd von der Schulter, verzieht das Gesicht vor Schmerzen.

Clay

Hast du Verbandszeug?

Sie holt einen Verbandskasten aus einem Schrank, zieht ihren Mantel aus und beginnt Clay zu verbinden, während sie immer die auf sie gerichtete Waffe im Auge behält.

Sie tupft ihm mit einem feuchten Tuch die Schulter ab.

Clay

Verdammt... Paß doch auf... Scheiße!

Fiona runzelt die Stirn.

Fiona

Was hab' ich denn gemacht?

Clay kämpft mit den Schmerzen.

Er versucht, nicht die Besinnung zu verlieren.

Clay

(murmelt zu sich)

Ich... muß zurück... das Schwein... erledigen...

Clay

(zu Fiona)

Mach ja nichts falsch!!!

Sie macht weiter.

Fiona

(vorsichtig)

Was ist denn eigentlich passiert?

Clay

(abwesend, jetzt zu sich kommend)

Was?

Sie schreckt leicht zurück.

Fiona

Ich... ich meine, wer war das, wer hat dich angeschossen?

Clay lehnt sich stöhnend zurück.

Clay

(murmelt wieder zu sich)

Diese linke Ratte... Hab' gleich gedacht

"Die Sache stinkt"... und als ich da ankam, war alles schon gelaufen...

Er lacht bitter auf.

Clay

(weiter)

Irgendwer hat Scheiße gebaut... aber ich krieg' sie alle ran...

Er sieht Fiona an.

Clay

(schreit)

KAPIERT ???

Fiona

(völlig verständnislos)

Ja. Klar.

Fiona beendet ihre Arbeit.

Clay betrachtet den Verband.

Clay

(hämisch)

Gut gemacht...

Er zielt unmittelbar scharf auf ihren Kopf.

Sie schaut mit weit aufgerissenen Augen auf die Öffnung des Laufes.

Clay

So.

Er öffnet mit einer Hand den Verbandskasten und holt eine Rolle Leukoplast aus dem Kasten und verbindet ihr damit die Hände.

Er zieht ein paar Einmalhandtücher aus dem Spender und knüllt sie zusammen, stopft sie ihr in den Mund. Dann klebt er ihr mit Leukoplast den Mund zu und verbindet ihr die Knöchel. Er nimmt den Koffer, öffnet ihn und nimmt ein Beutel mit Rauschgift heraus. Er öffnet den Beutel und jagt sich unkontrolliert eine Portion des weißen Pulvers in die Nase. Er stöhnt auf und schaut gelassen zu Fiona.

Clay

Tja, Babe, da warst du wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was?

Clay hustet kurz, steht auf und zieht seinen Mantel an.

Er greift nach Fionas Handtasche und holt ihr Portemonnaie hervor. Er wirft einen Blick auf ihren Ausweis.

Clay

Fiona...

Er zieht ein paar Scheine aus dem Portemonnaie.

Clay

(ironisch)

Du möchtest mir sicher noch ein Taxi spendieren.

Clay nimmt seinen Koffer, macht das Licht aus und verläßt schnell das Bad.

Fiona sitzt gefesselt und regungslos auf dem Boden des Bades.

EIN FLUR.

Clay steht vor der Badezimmertür und sieht unschlüssig erst rechts, dann links den Gang hinunter.

Dann wendet er sich nach links, in die falsche Richtung, öffnet eine Tür, befindet sich in einem Treppenhaus.

Clay

(zu sich)

Mist, wo bin ich hier?

Er blickt rauf, wählt dann aber den Weg nach unten.

VOR DEM HAUS. DRAUSSEN. NACHT.

Christoph steht wartend vor dem Gebäude.

Er blickt sich um, sieht auf die Uhr.

Er schaut durch die Glastür in das Haus, rüttelt vorsichtshalber an der Tür.

Sie ist offen.

Er betritt zögernd das Gebäude.

IM HAUS. TREPPENHAUS UND

KELLERGANG.

Clay geht die Treppe hinunter, erreicht eine Tür.

Er öffnet sie, blickt rechts und links den dort befindlichen Gang hinunter, zögert, blickt zurück und wählt dann den Weg nach links.

FOYER.

Christoph steht unschlüssig im Foyer, blickt sich um.

Christoph

(rufend)

Fiona? Sind sie hier?

Er schaut sich weiter im Foyer um.

Christoph

(leise zu sich selbst)

Schön hier...

Er geht im Foyer umher, erreicht die

Tür zum Gang und öffnet sie

vorsichtig.

Christoph

Fiona?

Es ertönt ein Klopfen aus dem Bad.

Christoph geht zur Tür und öffnet sie.

Christoph

Hallo?

Er macht das Licht an und sieht Fiona gefesselt auf dem Boden sitzen.

KELLERGANG.

Clay hastet einen Gang entlang; er hat völlig die Orientierung verloren.

Er erreicht eine Tür, öffnet sie, es ist eine leerer Kellerraum.

Clay durchquert ihn.

BAD.

Christoph kniet vor Fiona.

Er nimmt ihr den Knebel ab.

Christoph

(besorgt)

Oh mein Gott! Was ist denn passiert?

Fiona

Christoph, gottseidank, Sie schickt der Himmel. Es war so schrecklich...

Christoph zückt ein Taschenmesser.

Er schneidet ihr die Fesseln auf.

Christoph

Ich hätte mir denken können, daß etwas passiert ist, als Sie zur vereinbarten Zeit nicht aufgetaucht sind. Die Tür war auch offen...

Fiona

(zu sich selbst)

Stimmt, die Tür ist offen...

Christoph

(weiter)

Aber wer in aller Welt hat Ihnen das angetan?

Er legt das Messer auf den Waschbeckenrand.

GANG.

Clay befindet sich in einem Labyrinth aus Gängen.

Clay

(entnervt)

Wo geht's raus aus diesem Puff !?!

Er öffnet wieder eine Tür.

Der Raum ist dunkel.

Clay rümpft die Nase und tastet nach dem Lichtschalter. Er findet und betätigt ihn.

Blinkend flammt Neonlicht auf.

In Clays Gesicht spiegelt sich erst Unglauben, dann Entsetzen wieder, während er starr in den Raum guckt.

BAD.

Christoph hilft Fiona auf die Beine.

Langsam faßt sie sich, ihr Blick fällt auf das Messer und die Klebestreifen.

Sie lächelt Christoph dankbar an.

KELLERRAUM

.

Clays Blick schwenkt durch den Raum.

Entsetzen steht in seinem Gesicht.

Er sieht drei Leichen.

Eine ist sitzend an die Wand gelehnt und ist offensichtlich schon länger tot. Die Haut ist verfärbt und der Körper ist im Begriff zu verwesen.

Die anderen zwei Leichen liegen daneben.

Der einen wurde der Brustkorb geöffnet.

Sie liegt in einer großen Blutlache.

Die dritte Leiche ist übersät mit Schrammen und Blutergüssen.

Clay ist erstarrt vor Schrecken.

Plötzlich hört er aus einer anderen Ecke eine Geräusch. Er dreht sich um. Eine vierte Person, ein Mann, kriecht aus der Ecke hinter der geöffneten Tür auf Clay zu.

BAD.

Christoph schaut etwas hilflos Fiona an.

Christoph

Geht's wieder? Was ist denn passiert?

Soll ich die Polizei rufen?

KELLERRAUM.

Clay packt den noch lebenden Mann brutal an den Schultern und stemmt ihn hoch.

Clay

Was geht hier vor? Wer sind diese Männer?

Mann

(stöhnend)

Ahh... Sie...Fi...

Clay packt den Mann fester.

Clay

(wütend)

Red' lauter, Mann!

Der Mann hustet. Ein Schwall Blut

kommt aus seinem Mund und landet auf Clays Mantel.

Clay

(außer sich)

FUCK !!!

Mann

Fi... Fiona...

Clay läßt den Mann fallen und wendet sich zur Tür.

BAD.

Fiona greift blitzschnell das Messer und sticht mit starrem Blick auf Christoph ein.

Sie trifft drei, vier mal seine Schulter.

Er schreit auf und stößt sie weg.

Christoph versucht die Tür zu öffnen, wird jedoch mit einem Gegenstand von Fiona niedergeschlagen.

Sie schaut zufrieden auf den bewußtlosen Christoph.

KELLER.

Clay läuft aus dem Leichenraum, immer noch fassungslos. Er lehnt sich benommen an eine Wand.

Clay

(gepreßt)

Scheißescheißescheiße...Das kann doch nicht wahr sein...

BAD.

Routiniert trifft Fiona Vorbereitungen:

Sie zieht ihre Pumps aus, flechtet sich einen losen Zopf, sucht ihren Schlüssel und steckt ihn zum Transport in Christophs Jackentasche. Dann faßt sie ihn an den Schultern und schleift ihn aus dem Bad.

KELLER.

Clay hockt sich hin, öffnet seinen Koffer und holt die Waffe heraus. Er prüft, ob sie geladen ist. Dann steckt er sie ein und macht sich auf den Weg.

Der Koffer bleibt zurück.

GÄNGE, AUFZUG UND KELLER.

Fiona wählt einen kürzeren Weg in die Leichenkammer und schleift Christoph in den Aufzug.

Unten angekommen zieht sie ihn bis zur Tür der Leichenkammer.

Sie läßt Christoph zu Boden gleiten und öffnet die Tür. Sie wird mißtrauisch, als sie das Licht bemerkt.

Sie schaut zurück und entdeckt Clays Koffer in einer Ecke stehen.

Hektisch zerrt sie Christoph in den Raum, holt ihren Schlüsselbund aus seiner Tasche, löscht das Licht und schließt die Tür ab.

Sie blickt auf den Koffer, überlegt kurz, geht dann zu ihm, öffnet ihn und sieht hinein.

GÄNGE UND BAD.

Clay läuft orientierungslos durch die Gänge, die Waffe in der Hand. Er blickt sich vorsichtig um. Schließlich erreicht er das Badezimmer.

Er geht hinein und findet dort die zerschnittenen Pflaster, das Taschenmesser und Blutspuren.

Clay wischt mit dem Finger durch die Blutspritzer, steckt dann das Taschenmesser in seine Hosentasche.

Er verläßt das Bad.

GÄNGE UND FOYER.

Leicht nervös wendet Clay sich vor der Tür diesmal nach rechts, versucht das Haus zu verlassen.

Er öffnet die Tür, erreicht das Foyer, atmet auf.

Clay eilt zur Tür und will sie aufdrücken.

Sie ist verschlossen.

Er hört ein Geräusch hinter sich und dreht sich um.

Fiona lehnt gelassen an der Wand, hält mit der einen Hand triumphierend ihren Schlüsselbund hoch.

Die andere Hand hält sie auf ihrem Rücken.

Clay ist völlig perplex.

Clay

Hör mal, Schätzchen...

Fiona tritt plötzlich auf Clay zu, holt aus.

Sie hat eine Spritze in der Hand.

Die Spritze ist aufgezogen mit einer bräunlichen Flüssigkeit. Sie rammt dem überraschten Clay die Spritze in den Hals.

Clay faßt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Hals. Seine Augen sind aufgerissen.

Clay

(schreit)

FUCK!!! DU...

Er röchelt, bekommt die Spritze nicht zu fassen. Die Waffe gleitet ihm aus der Hand.

Clay fällt zu Boden und wird ohnmächtig.

Fiona sieht gelassen zu.

LEERER RAUM.

Clay kommt zu sich.

Er liegt in einem leeren, kalten Kellerraum.

Er hat noch immer die Spritze im Hals stecken, kann sich jedoch nicht bewegen.

Sein Körper scheint gelähmt.

Ein Speichelfaden läuft aus seinem Mund.

An der Wand gegenüber sitzt gefesselt und geknebelt Christoph, schweißüberströmt und mit angstvoll aufgerissenen Augen. Er atmet schwer.

In dem Raum befindet sich außerdem ein Stuhl, auf dem ein Cassettenrecorder steht.

Clay hat noch nicht ganz die Lage überblickt, da tritt Fiona in sein Blickfeld.

Sie funkelt ihn mit bösen Augen an.

Hämisch grinsend kommt sie auf ihn zu und hockt sich vor ihn.

Fiona

(ironisch)

Ich denke, dies ist der falsche Ort um auf ein Taxi zu warten.

Clay stöhnt benommen.

Er will sich rühren, kann aber nicht.

Fiona

Aber unsere kleine Privatfeier wird auch nicht schlecht. Du wirst sehen.

Fiona greift zur Spritze in Clays Hals, drückt sie langsam tiefer in sein Fleisch.

Clay will schreien, kann aber nur leise röcheln. Tränen fließen aus seinen Augen.

Fiona bricht die Nadel mit einem Ruck ab.

Fiona

(entschuldigend)

Weißt Du, ich bin etwas nervös. Ich hatte noch nie Zuschauer.

Sie erhebt sich und wirft die kaputte Spritze achtlos in eine Ecke. Dann atmet sie tief durch.

Fiona

(freundlich)

Lust auf KARAOKE?

Sie geht zum Cassettenrecorder, schiebt eine Cassette hinein und schaltet ein.

Der Anfang von "Don't Cry For Me, Argentina" ertönt.

Fiona geht zum panischen Christoph und setzt sich ganz dicht neben ihn.

Sie öffnet langsam den Knebel.

Fiona

(ernst)

Dein Leben, vom Tode abgeholt...
Kein Reichtum der Welt kann ihn bestechen,
denn nur das Leben selbst ist ihm die Kostbarkeit.
Durch dieses Elixier bleibt der Tod präsent...

Christopher schnappt nach Luft.

Fiona

(freundlich)

Und jetzt sing!

Ihre Fingernägel bohren sich in Christophs Stirn und zerfetzen langsam die Haut. Christoph schreit auf vor Schmerzen.

Fiona

Lauter, Christoph, lauter.

Die Fingernägel bohren sich tiefer und kratzen zum Haaransatz hoch.

Christoph heult und schreit wie am Spieß.

Fiona

(nachsichtig)

Entschuldige, aber du bist nicht im Takt. Noch einmal!

Sie reißt ihm büschelweise Haare vom Kopf, skalpiert ihn mit ihren bloßen Fingern.

Christoph schreit und windet sich wie verrückt. Blut läuft in Strömen über sein Gesicht.

Fiona

Das klingt schon besser...

Clay beobachtet angsterfüllt, aber regungslos die Szenerie.

Blut läuft in Christophs Mund, er verschluckt sich, hustet und würgt es wieder aus. Sein Körper bebt.

Fiona unterbricht ihre Folter und sieht Christoph beleidigt an.

Fiona

Du bist ein Spielverderber, Christoph. Sieh Dir das an.

Sie steht auf und geht zum Cassettenrecorder. Sie schaltet die Musik ab.

Ihre Miene zeigt Verärgerung.

Wortlos geht sie wieder zu Christopher.

Sie nimmt seinen Kopf in beide Hände und fängt an, ihn gegen die Wand zu schlagen, erst langsam, dann immer schneller und fester. Dabei schaut sie mit unschuldigem Blick zu Clay. Ihre Schläge werden immer härter.

Christophs Schreie sind mittlerweile verstummt, seine Blicke gebrochen.

Fiona beendet ihre Aktion, als sie bemerkt, daß Christophs Hinterkopf zerschmettert ist und sein Hirn die Wand herabläuft.

Fionas Kleidung ist über und über voller Blutspritzer.

Sie läßt Christophs Kopf los, er gleitet zu Boden, bleibt liegen, atmet nicht mehr, ist tot.

Fiona

(zu Clay gewandt)

Kannst Du singen?

Sie richtet ihren Blick erwartungsvoll auf Clay.

Entsetzen steht in seinen Augen geschrieben.

Fiona guckt Clay einen Moment schweigend an, dann plötzlich senkt sie den Blick.

Clays Augen verengen sich zu Schlitzen.

Unbemerkt schafft er es langsam seine Finger zu bewegen.

Fiona richtet den Blick wieder auf Clay.

Seine Bewegung stoppt augenblicklich.

Fiona

(bedauernd)

Er war ein guter Kellner.

Sie steht auf und schleift Christoph an den Beinen Richtung Tür.

Clay beobachtet Fiona und blickt in Christophs von Entsetzen gezeichnetes Gesicht.

Fiona öffnet die Tür und zerrt Christoph hinaus. Kurz bevor sie die Tür von außen schließt, steckt sie ihren Kopf durch den Spalt.

Fiona

(freundlich)

Bis gleich...

Sie schließt die Tür.

Clay stöhnt, versucht aufzustehen. Ein Speichelfaden trieft ihm aus dem Mund.

Langsam fühlt er seinen Körper wieder.

Clay setzt sich mühevoll auf, tastet nach seinem Hals. Er zieht sich die abgebrochene Nadel aus dem Hals.

Dann hievt er sich auf die Füße, stolpert

zur Tür und verläßt taumelnd den Raum.

Auf dem Gang muß Clay sich übergeben.

Er tastet nach der zweiten Waffe in seinem Mantel.

Mit der Pistole in der Hand schleppt er sich, noch immer benommen, durch die

Gänge.

KELLERGANG UND TREPPENHAUS.

Fiona verstaut den toten Christoph

in der Leichenkammer. Dann macht sie sich auf den Weg ins Foyer, um Clays Waffe zu holen.

FOYER.

Als Fiona die Waffe aufhebt, hört sie ein

Geräusch.

Clay schleppt sich einen Gang entlang.

Als er die Tür zum Foyer öffnet, steht

Fiona mit erhobener Waffe vor ihm.

Sie hat ein Lächeln auf den Lippen.

Clay erstarrt, dann drückt sie ab.

Die Kugel trifft Clay in den Bauch.

Er prallt zurück, mit der Bewußtlosigkeit kämpfend zielt er auf Fiona, die sich hinter eine Ecke wirft.

Ein Schuß streift sie am Bein.

Clay fällt hin.

TREPPENHAUS.

Fiona rettet sich ins Treppenhaus und humpelt hastig die Treppe rauf.

Clay sammelt sich und hievt sich auf die Füße. Er bleibt beim Versuch, Fiona zu folgen, mit seinem Mantel an einer Ecke hängen. Hastig zieht er ihn aus und wirft ihn hinter sich. Dann folgt er Fiona taumelnd ins Treppenhaus. Dort horcht er, hört aber keine Schritte. Auch er geht die Treppe rauf.

LEERER RAUM EINER HÖHEREN ETAGE.

Fiona lehnt sich in einem leeren Raum an die Wand und läßt sich zu Boden gleiten, die Waffe neben sich.

Sie lauscht, atmet gepreßt. Dann widmet sie sich ihrem Knöchel. Sie zieht den blutverschmierten Blazer aus, tupft mit dem Ärmel an der Wunde. Sie versucht einen Ärmel abzureißen, schafft es aber nicht.

Fiona

(wütend)

Geh' ab, du Scheißding...

Resigniert zieht sie den Blazer wieder an.

Plötzlich hört sie ein Geräusch und nimmt die Waffe in die Hand.

BÜROETAGE.

Clay erreicht eine Büroetage. Leise schleicht er sich in einen Gang, die Waffe im Anschlag. Er atmet schwer, preßt eine Hand auf die Bauchwunde.

Clay

(leise, zu sich selbst)

Wo bist Du, kleines Miststück ?!?

Plötzlich hört er ein Knacken, wendet sich einer Tür zu, schleicht sich an, horcht. Ein weiteres Geräusch ertönt aus dem Raum. Er stößt blitzschnell die Tür auf und feuert ein paar Mal ins Dunkel.

LEERER RAUM EINER HÖHEREN ETAGE.

Fiona horcht auf, als sie Schüsse in der Etage unter sich hört. Sie steht auf und verläßt den Raum.

BÜRO.

Clay lauscht und schaltet dann das Licht an.

Er befindet sich in einem voll eingerichteten Büro. Auf einem Tisch steht ein Faxgerät, das knackend und schleifend ein Fax auswirft.

Auf dem Fax ist zu lesen: Lebensversicherung für C. Cortez

.

Clay atmet hörbar aus.

TREPPENHAUS.

Fiona kommt die Treppe herunter, öffnet eine Etagentür und lauscht.

BÜROETAGE.

Clay hört eine Tür aufgehen.

Fiona schleicht durch den Gang und biegt um eine Ecke.

Clay blickt den dunklen Gang hinunter, geht in die entgegengesetzte Richtung von Fiona.

Fiona sieht um die Ecke, erblickt Clay von hinten, zielt und drückt ab.

Clay wird an der Hand getroffen. Er zieht Luft ein, dreht sich um und feuert unkontrolliert in die Richtung, aus der der Schuß kam.

Fiona bringt sich in Deckung, zählt die Patronen in der Pistole und horcht.

Sie hört eine Tür zugehen, sieht um die Ecke.

TREPPENHAUS.

Clay ist ins Treppenhaus gegangen. Eine Etage tiefer blickt er nachdenklich auf den Aufzug.

BÜROETAGE.

Fiona schleicht in den Gang zurück und sieht vorsichtig in einige Räume.
Dann hört sie ein Geräusch hinter der Tür zum Treppenhaus. Sie öffnet sie, kann nicht ausmachen, woher das Geräusch kam und zieht sich in den Gang zurück.
Metallisches Schaben ist zu hören. Völlig verunsichert biegt sie in einen anderen Gang ein, wird langsam panisch. Fahrig öffnet sie alle Türen und zielt mit der Waffe hinein.
Sie läuft zum Treppenhaus zurück, lauscht. Das metallische Schaben ist wieder zu hören. Es kommt aus der Richtung der Aufzüge.
Einer plötzlichen Eingebung folgend drückt sie den Fahrstuhlknopf.
Sie postiert sich vor dem Lift, die Waffe auf die Tür gerichtet.
Als der Gong ertönt, hört sie hinter sich ein Geräusch. Sie fährt herum. Die Aufzugtür hinter ihr geht auf.
Clay steht vor ihr.

Clay

Schlaf gut, Baby!

Er drückt ab. Der Schuß trifft Fiona.

Sie fällt rücklings in den offenen Fahrstuhlschacht.

Clay triumphiert, während man Fionas Schrei und ihren Aufprall auf der Fahrstuhlkabine hört.

Er blickt hinunter. Der Lift befindet sich zwei Stockwerke tiefer. Auf dem Dach der Kabine liegt Fiona, regungslos.

TREPPENHAUS UND ERDGESCHOSS.

Clay betritt das Treppenhaus, geht ein paar Treppen tiefer ins Erdgeschoß und betritt das nächste Büro. Dort versucht er einige Fenster zu öffnen. Sie sind alle verschlossen. Er läßt sich erschöpft auf einen Stuhl nieder, schließt die Augen.

Plötzlich zerreißt ein Telefonklingeln neben ihm die Stille. Clay reißt die Augen auf und starrt auf das Telefon. Er zögert, hebt dann ab und hält den Hörer an sein Ohr, sagt aber nichts. Er hört einen kurzen Moment hin.

Clay

(entnervt)

Was??

Er lauscht, schreit dann los:

Clay

Halt's Maul! Du rufst außerhalb unserer Geschäftszeiten an.

Er knallt den Hörer auf.

IRGENDEINE ETAGE, AUFZUG.

Hinter der Fahrstuhltür ertönen Geräusche, ein Schaben und Kratzen.

Die Tür wird von innen einen Spalt geöffnet. Fiona stemmt mit ihren Fingern die Tür weiter auf, dabei brechen ihre Fingernägel ab. Sie schafft es, die Tür komplett zu öffnen.

ERDGESCHOSS.

Clay geht den Gang zum Foyer entlang. Er preßt die Hand auf die Bauchwunde.

AUFZUG.

Fiona greift nach ihrer Waffe und kriecht aus dem Schacht. Ihre Kleidung ist zerfetzt. Sie stolpert benommen und orientierungslos durch den Gang, findet eine Küche.

ERDGESCHOSS.

Clay geht nochmals zur Eingangstür, rüttelt. Sie ist immer noch verschlossen.

KÜCHE.

Fiona stützt sich schwer auf die Spüle, dreht den Wasserhahn auf. Sie läßt Wasser auf ihre Hände und Arme laufen und fährt sich mit den nassen Händen durchs Gesicht. Ihr Make-up verläuft.

Sie zieht vorsichtig ihre Jacke aus, betastet ihre Schußwunde in der Hüfte.

Sie krümmt sich vor Schmerzen, atmet tief durch und versucht, die Bewußtlosigkeit und Angst zu bekämpfen.

Sie beginnt zu singen.

Fiona

(mit gebrochener Stimme)

Don't cry for me, Argentina...

FOYER UND BAD.

Clay stolpert zurück ins Bad und durchsucht Fionas Mantel und Handtasche nach demSchlüssel. Er ist nicht da.

HÖHERE ETAGE.

Clay läuft zum Aufzugsschacht in der Etage, in der der Aufzug stehen müßte.

Die Fahrstuhltür ist offen, Fiona ist weg.

Clay lauscht. Er hört Fionas leises Singen, geht ihm nach. Er erreicht die Küche.

Fiona schreckt auf, greift nach ihrer Waffe und feuert panisch die Trommel leer.

Clay schießt zurück, zieht sich aber angesichts Fionas Schußsalve in den nächstbesten Raum zurück.

Fiona blickt in den Gang. Niemand ist zu sehen.

Als Clay wieder aus dem Raum tritt, ist Fiona verschwunden.

Mit einem genervten, ärgerlichen Blick macht er sich auf die Suche.

KELLER.

Eine Blutspur führt in den Keller. Mitten auf dem Kellerboden endet sie.

Als Clay sich verwundert umsieht, wird ihm von hinten eine Schlinge um den Hals gelegt. Fiona würgt ihn mit ihrer Strumpfhose, seine Pistole fällt zu Boden.

Clay versucht sich zu befreien und schnappt nach Luft. Er verliert das Gleichgewicht. Dabei hält die ohnehin zerfetzte Strumpfhose sein Gewicht nicht mehr und reißt. Röchelnd fällt er zu Boden.

Fiona bückt sich, um die Waffe aufzuheben, stößt sie aber versehentlich ein Stück weg, den Gang hinunter.

Als sie danach greift, reißt Clay sie an den Haaren zurück. Er schleift sie an den Haaren den Gang runter in den nächsten Raum, knallt die Tür zu.

Clay dreht sich um, um seine Pistole aufzuheben. Sie ist weg.

KELLERRAUM.

Hinter der Tür setzt sich Fiona auf.

Sie hält die Waffe in der Hand und betrachtet sie nachdenklich. Dann blickt sie auf. Sie sieht vor sich ihr Spiegelbild in einer Scheibe. Sie führt langsam die Pistole an ihre Schläfe, schließt die Augen.

KELLERGANG.

Clay ist nun völlig unbewaffnet.

Er sieht sich nach einem Fluchtweg um.

KELLERRAUM.

Fiona öffnet ihre Augen und beobachtet ihr Spiegelbild. Sie sieht sich in die Augen.

Dann besinnt sie sich, legt die Waffe zur Seite, versucht ihr Haar zu ordnen und ihr Make-up zu richten. Schließlich erhebt sie sich.

KELLERGANG.

Clay stolpert um eine Ecke, Fiona öffnet die Tür, sieht Clay und feuert. Sie trifft ihn zweimal in den Oberschenkel.

Clay verschwindet hinter der Ecke, rettet sich in einen Raum und wirft die Tür zu.

KELLERRAUM.

Clay sieht sich hastig um. Der Keller ist voller Schränke.

Clay humpelt hinter ein Regal, sich nach etwas umsehend, mit dem er sich verteidigen könnte.

KELLERGANG.

Fiona biegt um die Ecke, kommt auf die Tür zu und schießt auf sie, doch die Kugeln prallen ab.

Sie drückt auf die Klinke, die Tür ist offen. Sie lauscht, tastet sich voran, von der offenen Tür fällt Licht herein. Sie schleicht um Regalwände.

Sie hört ein Geräusch, wendet sich um.

Clay stößt Fiona Christophs Taschenmesser in die Magengrube.

Sich mit letzter Kraft auf den Beinen haltend, reißt Clay ihr das Messer durch den Körper. Mehrmals fährt das Messer in ihren Bauch, dann fällt sie zu Boden.

Auch Clay kann sich nicht mehr aufrechthalten. Er läßt sich auf den Boden fallen.

Vor ihm liegt in einer Blutlache Fiona. Sie ist tot.

Clay lehnt sich zurück , schließt die Augen und atmet durch.