Silvia Klara Breitwieser

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Ausstellungsplanung CultD Gallery Berlin
Ausstellungszeitpunkt 11.09.2016

Zok CultD

 

Zu-Rede
von Eckhard Hammel

Von 2013 bis Juli 2016 hatte ich in diesem Haus die Leitung der "CultD Gallery" und des "Zentrums für offene Kommunikation" übernommen. Das war eine interessante Zeit, in der, wie ich meine, die unmittelbar Beteiligten und die Gäste viele interessante Ideen umsetzen konnten. Dafür möchte ich an dieser Stelle allen herzlich danken. Dass ich diese Tätigkeit nun nicht mehr ausübe, ist gewiss keine Katastrophe. Wir werden andere, neue Wege gehen.

Einige ältere Ideen haben den Juli 2016 überdauert. Dazu zählte die Idee, Objekte von SKB im Garten der "Gallery" auszustellen. Zunächst willigte SKB ein und schließlich auch Martin Heinze, unser Vermieter. Damit waren die Grundlagen für ihre Selbständigkeit gegeben, und ich brauchte mich um ihre Umsetzung nicht mehr zu kümmern. Das hat einen, aber nur einen kleinen Nachteil. Zwar kenne ich die Objekte seit langem, den Titel dieser Ausstellung aber kannte ich nicht. Ich kann also nicht auf ihn eingehen. Ich denke, das ist zu verkraften.

Der heutige Tag, an dem die Idee von ehedem Wirklichkeit geworden ist, besitzt ein denkwürdiges Datum. Wir schreiben heute den 11. September 2016. "Nine Eleven" ist ein besonderer Tag, an dem sich die bekannte Mega-Katastrophe zum fünfzehnten Mal jährt. Einige Terroristen haben Passagierflugzeuge in das New Yorker World Trade Center einschlagen lassen und dieses dem Erdboden gleich gemacht. Das geschah nicht nur an einem räumlichen Ground Zero, das war auch mit einem zeitlichen Null-Punkt verbunden, denn mit diesem Ereignis änderten sich die Zeiten. Durch die terroristische Bedrohung ist Sicherheit zu einem breit diskutierten Thema geworden, und damit verbunden der Schutz. Seitdem sehen sich die Gesellschaft und die Staaten vor das Problem gestellt, wie sie die Menschen und die Dinge, die ihnen lieb sind, aus der Schusslinie bringen können. — Vieles ist schützenswert, auch und vor allem die Kunstwerke. Leicht können sie den falschen Menschen in die Hände fallen, sie können gestohlen werden und verloren gehen und zufällig oder gar willentlich zerstört werden - wie es in jüngster Zeit auf spektakuläre Weise im vorderen Orient geschehen ist. — Hervorzuheben ist hier, dass alles und jedes einschließlich der Menschen und ihrer Werke offenbar vor allem vor "einem" geschützt werden muss: vor den Menschen selbst.

Die Suche nach schützender Geborgenheit ist alles andere als neu. So suchen die Menschen seit Menschengedenken Schutz in ihren Behausungen. Ähnlich pflegt man es mit den Kunstwerken zu halten: Museen sind solche Häuser, die Kunstwerke bewahren und schützen und ihnen bis zum Einschlag eines Meteoriten eine kleine Ewigkeit gewähren. Dafür hat man die Museen gebaut und natürlich dafür, dass die Menschen diese Kunstwerke gegen Entgelt betrachten können. Das bedeutet auch, dass ein Mensch nicht auf die Idee kommen sollte, in solch einem Museum Zuflucht oder Schutz zu suchen, zum Beispiel vor schlechtem Wetter. Er würde zu Recht des Orts verwiesen, denn dafür hat man ein Museum nicht gebaut. Es geht bei dem Museum nicht um den Schutz der Menschen, sondern um den Schutz von Dingen: von Kunstwerken. So ist es nicht verwunderlich, dass die Künstlerinnen und Künstler sehr darum bemüht sind, ihr Werk durch ein Museum schützen zu lassen.

Das Kunstwerk vor uns befindet sich nicht in einem Museum, sondern in einem Garten. Damit ist sein Fortbestehen alles andere als gesichert, denn schutzlos ist es den Gezeiten ausgeliefert und den Zugriffen der Menschen ausgesetzt. Das wird zwangsläufig dazu führen, dass von dem "Torfsessel" irgendwann alles natürliche Fleisch abgefallen sein wird. Nur ein Skelett wird übrig bleiben, das auf irgendeine Art entsorgt werden muss.

Indem es sich ausliefert und aussetzt, setzt sich dieses Kunstwerk in gewisser Weise über die gegenwärtig so wichtig gewordenen Fragen der Sicherheit und des Schutzes hinweg. Es bildet deshalb eine Gegenführung zu der globalen Verdichtung des Imaginären. Dadurch, dass es sich nicht versteckt, wird es vergehen. Damit teilt es unser Schicksal.

Zok CultD
Sieben Jahre später

 

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